Auweia - Sonntagmorgen in der Hundeschule





Wir schreiben den 25. Februar 2018. Also echt 2018 Jahre nach Christi Geburt. Heute habe ich frei - ich finde Hundeschule bei den sibirischen Temperaturen sinnfrei. Martin´s Wecker geht um 6.00 Uhr. Die Gäste in der Hundepension wollen ja umsorgt werden. Trotzdem gönnen wir uns den Luxus, einen Kaffee im Bett zu trinken und einen Blick in die Tiroler Tageszeitung zu werfen. 

Martin blättert so durch. Ich bin noch nicht richtig wach und konzentriere mich auf´s Atmen. Da ich keine Brille auf habe, kann ich nur die Schlagzeilen entziffern. "Ein Leben mit 65 Hunden" - bei der Schlagzeile ahne ich Böses. Wir leben nur mit 7 Hunden. Den Mann auf dem Bild erkenne ich nicht - verschwommen ohne Brille. Langsam werde ich wach, setze die Brille auf und Martin reicht mir das Tablet: "Ich habe weder den Artikel über uns noch den den Artikel über  Cesar Milan gelesen! Ich werde ihn auch nicht lesen!" Ein Mann ein Wort. 

Nun bin ich wach und muss eine Entscheidung treffen. Lesen oder nicht lesen? Ich habe frei, wenn ich das Interview über den Hundeflüsterer lese, kann es sein, dass ich mich den ganzen Tag ärgere über so viel gequirlte Scheiße. Letzten Sonntag war Rütter im Radio. Da konnte ich sagen: "Kann ich nicht hören, ich habe den ganzen Tag Trainingstermine mit echten Hunden!" Heute ist frei. Auf der anderen Seite steht nichts Neues zu erwarten und die Fragen der Kunden, ob ich den Artikel gelesen habe, werden kommen. Und natürlich die weibliche Neugier überwiegt. 

Gut zunächst nichts Neues. Cesar ist echt arm und Opfer der Medien. Szenen werden einfach aus dem Kontext gerissen. Er hält nichts davon mit dem Elektroschocker arbeiten, aber in diesem Fall hat der Kunde es gewünscht. Und natürlich arbeitet er auch mit Leckerli. Gut, darüber muss kein weiteres Wort verloren werden - aber dann:

"Auf dem Weg die Karriereleiter empor wollen sie (Anm. von mir: sie = die Frauen) nicht allein sein, sondern suchen jemanden, der sie zu schätzen weiß: ihren Körper, Geist und ihr Herz. Diese Rolle erfüllen Hunde meist besser als Männer." aus TT-Magazin vom 25.2.2018 Seite 5.

Auweia! Ich schaue mich um. Meine Hunde schnarchen noch. Ich muss laut lachen. Ich denke nicht, dass die Bande um mich herum meinen Körper zu schätzen weiß. Da hat das Management von Cesar Milan ja eine interessante Karte gezogen. Aber die Sache mit dem Frauenbild geht noch besser - Cesar´s Outing im letzten Absatz: "Um meine heutige Partnerin für mich zu gewinnen, musste ich lernen, ihren Charakter mindestens ebenso zu lieben wie ihren Körper." aus TT-Magzin vom 25.2.2018 Seite 5.

Auweia! Jetzt sitzt mir der Schalk im Nacken. Ich hätte jetzt größte Lust, Martin zu fragen, ob er nur meinen Körper liebt oder doch auch meinen Charakter! Ich sehe den Blick vor mir - dieses großartige Rollen der Augen! Der Sonntag wäre gerettet. Genauso gut könnte ich fragen, ob er mich noch liebt. Ich entschliesse mich dagegen - freier, gemütlicher Tag. Ich muss nicht gleich in der Früh ein Meideverhalten meines Partners provozieren.

Wenn man 2018 jemanden verehrt, der mit solchen Sätzen ganze Hallen füllt, dann stimmt etwas nicht und das hat rein gar nichts mit Hunden zu tun! Ich wünsche Euch allen einen schönen Sonntag. 

Und nun - ganz platt - Werbung in eigener Sache. Wer Lust hat auf fundiertes Wissen in Sachen "Hundeangst", ohne tiefschürfende Sätze über das Frauen-Männer-Verhältnis, am Mittwoch gibt es ein Basiswebinar in Sachen Angst: "Angst macht das Leben aus - Angst verstehen"

https://www.edudip.com/w/256388



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