Leinenpflicht & Freilaufzonen

Die Novelle des Landespolizeigesetzes ermöglicht Städten und Gemeinden in Tirol eine großräumige Leinenpflicht für Hunde. Nach Aussagen der Politiker und Politikerinnen dürfen die Hunde dann in den ausgewiesenen Freilaufzonen ohne Leine laufen und damit ist dem Tierschutzgesetz genüge getan.
Bevor wir einen Blick auf bestehende Freilaufzonen werfen, schauen wir mal, welche Bedingungen eine Freilaufzone denn aus Sicht von ExpertInnen erfüllen sollte:
  • ein Freilauf sollte so groß sein, dass mehrere Hunde gleichzeitig herumtoben und die im sozialen Spiel wichtigen Lauf- und Verfolgungsspiele ausführen können. Sind die Flächen zu klein, kann es zu Konflikten kommen.
  • es muss Rückzugs- und Ausweichmöglichkeiten für Hunde geben
  • das Gelände muss abwechslungsreich gestaltet sein, so dass der Hund seinen Erkundungsdrang z.B. in Form von Schnüffeln befriedigen kann
  • es sollte vertikale Strukturen wie Baumstämme oder Pfähle bieten als Markierungsmöglichkeiten für Hunde (Ja! Hunde dürfen auch markieren.)
  • Schutz vor Sonne
Eine kahle Wiese ohne Baum- und Strauchbestand bietet weder Abwechslung noch Schutz und ist eine Zumutung für Hunde und ihre Menschen.
Die Anzahl der Freilaufareale sollte dabei unbedingt an die Größe des Gemeindegebietes und an die Anzahl der Hunde in der Gemeinde angepasst werden.
Freilaufareale müssen gut erreichbar sein und dürfen nicht permanent überfüllt sein.
Mit dieser Info schauen wir uns jetzt mal beispielhaft 3 Freilaufzonen an. Zuerst war ich in der Leutasch in der Freilaufzone. Es gibt nur ein Auslaufareal. Diese „Freilaufzone“ liegt zu Beginn des Gaistals. Sie umfasst den Uferweg zwischen Parkplatz 1-5. Der Weg liegt zwischen der Hohen Munde und der Leutascher Ache. Überspitzt gesagt, geht es links steil bergauf und rechts ist die Ache mit dem steinigen Uferrand. Im Winter ist dieser Weg sicherlich einer der kältesten Orte der Leutasch (Tirols), da dieser Ort im Winter von der Sonne nicht erreicht wird. Sonnenschutz gibt es also . Toben auf einer Art Forstweg ist so eine Sache. Aber es gibt Bäume. Mein absolutes Highlight ist aber der Elektrozaun auf der Bergseite. Ich muss also als HundehalterIn erst testen, ob Strom auf dem Zaun ist. Hier darf ich mich also als HundehalterIn mit meinem Hund aufhalten, um meinem Hund Auslauf im Sinne des Tierschutzgesetzes zu gewähren.




Ernsthaft, jetzt!?
Auch aus touristischer Sicht ist das ein absolutes Highlight. Jeder Gast mit Hund tobt vor Freude angesichts der umgebenden gigantischen Landschaft.
Ich bin dann weiter gefahren nach Telfs. Eine Freilaufzone in Telfs liegt zwischen Inn und der Autobahn. Die dortige Geräuschkulisse lässt keine Wünsche offen. Riecht dort auch richtig gut. Auch hier ist die Freilaufzone ein asphaltierter Weg. Asphalt erreicht an heißen Tagen Temperaturen, die die Hundepfoten verbrennen. Soll der Hund die Pfoten dann im Inn kühlen? Zur Autobahn hin gibt es einen Zaun. Dieser Zaun ist ab und zu durch Türen unterbrochen. Zwischen den Türen und dem Boden ist ein ca. 25 cm breiter Spalt. Schlüpft ein Hund dort durch, steht er auf der Autobahn. Das ist gemeingefährlich.
Beim Einkauf in Innsbruck habe ich dann dort noch eine Freilaufzone besucht.




Der Kotbeutelspender ist toll. Diese Freilaufzone ist weder weitläufig noch spannend strukturiert. Hier wird es aufgrund der Enge blitzartig zu Konflikten unter den Hunden kommen.
Ich für meinen Teil hatte damit genug gesehen.
 Die kynologische Arbeitsgruppe Tirol (KAT) hat begonnen auf ihrer Facebookseite Freilaufzonen in Tirol vorzustellen. Leider überall das gleiche triste Bild:
Menschen werden mit ihren Hunden aktiv ins räumliche und gesellschaftliche Abseits gedrängt.
Und bis jetzt haben wir tatsächlich nur die Ausgestaltung der Auslaufareale betrachtet.
Nachdem nun viele Menschen das Verhalten ihrer Hunde weder verstehen und lesen können, kommt es innerhalb solcher Freilaufzonen fast tagtäglich zu kleinen bis großen Katastrophen. Hunde werden gemobbt und/oder verletzt.
Hier gibt es eine tolle Filmreihe von Sue Sternberg „At the dog park“, die die Missstände deutlich aufzeigt:
Verhaltensprobleme mit und ohne Leine infolge solcher Erlebnisse sind vorprogrammiert. Damit so etwas nicht passiert, müssten Menschen tatsächlich geschult werden, um rechtzeitig einzugreifen. Der Spruch: „ Die machen das schon unter sich aus!“ stimmt. Das tun die Hunde, dummerweise häufig mit lebenslangen, schwerwiegenden Folgen für den schwächeren Hund wie die Videos eindrucksvoll belegen.
Es muss also viel getan werden, bevor man Tirol Freilaufareale hat, die dem Hund einen gefahrlosen Freilauf gemäß Tierschutzgesetz ermöglichen.
Bis die Tage – der nächste Teil ist schon „in der Mache“! Regnerische Grüße aus der Leutasch – Bettina & Martin von der Hundeschule & Hundepension Tirol

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