Hund in der Box – wäre ein Stoffhund nicht besser? Teil 1
Den Hund „in der Box“ gab es schon immer, aber meine
Hausbesuche der letzten Zeit vermitteln den Eindruck, dass der „Hund in der Box“
die neue Zwingerhaltung ist. Bei fast jedem Hausbesuch ist mein Standardsatz: „Sollen
wir den Hund nicht mal raus lassen?“.
Die Zwingerhaltung von Hunden ist echt selten geworden,
stattdessen boomt der Bonsai-Zwinger:
die Hundebox. Bedenkt man, dass die Hundebox zur Sicherung des Hundes bei
Transporten gedacht war, ist das ein gruseliger Trend. Es gibt mehrere Gründe
für das Leben in der Box:
- Erziehung zur Stubenreinheit
- der Hund bleibt nicht allein und zerstört alles
- Vermeidung allgemeiner Schäden im Wohnbereich und Schmutz
- Rangreduzierung durch das Leben in der Box
Nun wer mich kennt, weiß, dass das ein Blog wird oder auch
zwei!
Interessanterweise scheint die Stubenreinheit für viele Ersthundebesitzer
das größte Problem zu sein. Also beginne ich mit der Stubenreinheit. Für die
meisten Welpen beginnt aus diesem Grund ihr Leben in der Box. Zahlreiche
Experten raten dazu – gerade nachts – den Welpen in die Box zu sperren. Der
Welpe verschmutzt ungern sein Nest und macht sich dementsprechend bemerkbar,
wenn er sich lösen muss, so der Expertenratschlag.
Das ist ja ausgesprochen bequem für die neuen Hundemenschen.
Man kann entspannt schlafen, wenn auch mit Unterbrechung. Man hatte ja damit
gerechnet, dass man sich ein wenig an das neue Familienmitglied anpassen muss. Der
Teppich oder der neue Holzboden werden so nicht verschmutzt. Putzarbeit wird
gespart. Und weil das ganz prima funktioniert, kommt der Welpe tagsüber auch in
die Box – außer man geht spazieren oder geht in den Garten. Und schwupsdiwups ist der „kleine Scheißer“ stubenrein. Super!
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Mir kommt es allerdings so vor, als hätte sich niemand
Gedanken darüber gemacht, wie sich der Welpe fühlt. Es scheint hier
ausschließlich darum zu gehen, dass der Mensch es einfach hat.
Beginnen wir mal damit, wie der Welpe bis zum Tag seiner
Abholung geschlafen hat. Im Regelfall hat er angekuschelt an
Mama und Geschwister seine Nächte verbracht. Etwaige menschliche Grausamkeiten
(z.B. Welpen werden von der Mutter getrennt o.ä.) lassen wir mal außer Acht.
Das Ganze ist auch so schon schlimm genug.
Nun zieht der Welpe bei seiner neuen Familie ein. Mama und
Geschwister sind plötzlich im Nirvana verschwunden. Mit dem Auto geht es in
eine neue Umgebung zu völlig fremden Menschen. Diese sperren dann Welpen nach
der ersten Wohnungsbesichtigung in die Box, nicht dass er gleich in die Wohnung
pieselt. Wie mag man sich da wohl fühlen in der neuen Plastikbox? Einsam und
verlassen vielleicht? Je nach Persönlichkeit des Welpen kann hier der
Grundstein für eine spätere Trennungsangst des Hundes gelegt werden. Der Welpe kann auch eine Angst vor dem "eingesperrt sein" entwickeln oder eine Angst vor Enge. Nur weil
der Mensch sich Putzarbeit sparen wollte? Ist es das wirklich wert?
Aber zurück zur Stubenreinheit. Tatsächlich machen sich
viele, nicht alle Welpen bemerkbar, weil sie sich nicht in ihrer Box lösen
wollen. Aber was ist denn bis zu diesem Zeitpunkt schon passiert? Der Welpe
wacht wegen Harndrang auf. Er steht auf, wird unruhig. Er fiept oder jammert! Wenn
der Mensch es nicht sofort hört, dauert diese Qual länger. Reagiert der Mensch
nicht, weil er tief und fest schläft, ist der Welpe irgendwann gezwungen auf
seine Decke zu pinkeln oder zu koten. Blasen- und Schließmuskel sind zu diesem
Zeitpunkt noch nicht so entwickelt, dass er Urin und Kot lange einhalten kann. Dann
muss er in diesem Dreck weiterschlafen. Es behagt ihm nicht, aber er lernt,
dass es so sein soll. Wenn also der Mensch verschläft, ist das für den Welpen Quälerei.
Punkt.
Habe ich als Mensch einen leichten Schlaf und springe sofort
raus, brauche ich die Box eigentlich gar nicht. Denn die Unruhe oder das Fiepen
merke und höre ich auch ohne Box.
Kommen wir nochmal darauf zurück, wie sich der Welpe quält.
Waren sie schon mal in der Situation, wo sie nicht so zur Toilette gehen
konnten, wie sie wollten? Im Krankenhaus zum Beispiel, weil Sie mit Gipsfuß
nicht aufstehen durften. Man wacht mit Harndrang auf und müsste dann nach der Pflegekraft
klingeln. Blöderweise werden dann auch noch alle anderen Leidensgenossen im
Zimmer wach. Man möchte ja nicht stören. Also versucht man doch nochmal
einzuschlafen. Geht aber nicht, man ist fokussiert auf das „müssen“. Irgendwann
klingelt man dann doch nach der Bettpfanne. Bis dahin hat man allerdings ein
ultimatives Wohlgefühl. Und der Supergau: sie machen ins Bett und müssen darin
schlafen. Ich glaub nicht, dass es hier noch mehr Worte braucht. Sie haben
jetzt Bilder im Kopf – gut so!
Jetzt überdenken wir nochmal, was tatsächlich passiert, wenn
der Welpe sich im Haus löst. Wir haben eine kleine Pfütze Urin oder einen
kleinen Kothaufen auf dem Boden. Mehr nicht. Das lässt sich wirklich einfach mit
Küchenrolle entfernen. Man putzt nach mit Lappen und Reiniger und alles ist
gut. Natürlich ist Urin das Abwasser eines Körpers, aber eine Naturkatastrophe
ist es auch nicht. Gleiches gilt für den Kot.
Interessanterweise ist bisher jeder Welpe, den ich kenne,
stubenrein geworden, außer es lag eine Erkrankung vor. Wie?
Ich bin einfach oft mit ihm raus gegangen und habe ihn
moderat gelobt, wenn er sich draußen gelöst hat. Missgeschicke in der Wohnung wurden
einfach entfernt. Nach ein paar Wochen war es geschafft, ohne dass der Welpe
sich gequält hat und eingesperrt war. Für unsere lebenslange Freundschaft war
das ganz sicher ein Gewinn.
Ähnlich sinnfrei finde ich Welpentoiletten, Welpenwindeln,
Welpenrasen oder die Katzentoilette für den Hund. Ich bringe dem Welpen
zunächst bei, dass er den Welpenrasen benutzt, um ihm etwas später dann zu erklären,
dass der Welpenrasen „out“ ist und jetzt draussen gepieselt wird. Das ist
doppelte Trainingsarbeit. Wenn jetzt die Argumente kommen, dass man nicht
schnell genug draußen ist oder dass der Boden echt zu schade dafür ist, dann
ist muss die Frage erlaubt sein, ob die Entscheidung für einen lebendigen Hund
wirklich richtig war. Auch wenn er erwachsen ist, wird er mal Durchfall haben oder
sich übergeben! Sehr wahrscheinlich mitten in der Wohnung.
An dieser Stelle noch ein anderer Punkt zum Nachdenken, der
dann auch gleich zum nächsten Teil dieses Blogs überleiten soll. Hund „Ferdi“
spricht über den Schlaf der Menschen:
„Vom Schlafen
jedenfalls haben sie (die Menschen) keine Ahnung. Menschen schlafen anders. Sie
machen ein Riesengewese darum, ziehen sich um, putzen sich die Zähne, legen
sich immer auf denselben Platz, decken sich zu – und schlafen dann am Stück
die ganze Nacht durch.“ Aus Ferdi: Mein kleiner Erziehungsratgeber von R.
Griesbeck
Die meisten Hunde wechseln, wenn sie können, nachts mehrfach
ihren Schlafplatz, wie soll das mit Box gehen? Ist ein Leben in der geschlossenen Box nicht eher Hundequälerei? Übermorgen geht es weiter mit
dem Hund im Bonsai-Zwinger.
P.S. Mehr über Welpen gibt es in diesem Onlinekurs:
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